Gründung in Brünn

Am 6.12.1890 wurde durch Studenten, die Spaß am Singen hatten, der „Akademische Gesangverein“ (A. G. V.) an der Technischen Hochschule in Brünn, damals österreichisch/ungarisches Kaiserreich, heute Tschechische Republik, gegründet. Geleitet wurde der Gesangverein von Professoren der Technischen Hochschule Brünn.

1912 wurde der Verein in eine Sängerschaft d. h. in eine Korporation umgewandelt. Am 14.12.1912 wurden die korporationstypischen Insignien mit Mütze und Couleurband angenommen. Unsere Farben rot-weiß-rot gehen auf die Stadtfarben von Brünn zurück.

Die herausragende Persönlichkeit jener Zeit war AHEX Julian Wasgestian, der Erstchargierte der ersten Semester, langjähriger Fuxmajor und Obmann des Altherrenverbandes, der durch drei Jahrzehnte das Leben des Bundes wegweisend beeinflusste, und dem zu Ehren der erste Hausbauverein in Karlsruhe seinen Namen erhielt, bis er 1971 durch den „Markomannenhaus e. V.“ abgelöst wurde.

In den folgenden Jahren erlebte die Sängerschaft einen großen Aufschwung. Unterbrochen wurde diese Entwicklung durch den ersten Weltkrieg, nach dem man unter vollkommen neuen Verhältnissen von vorn beginnen musste. Die Tschechoslowakei war selbständig, die deutschen Bevölkerungsteile waren jetzt nur noch die Geduldeten.

 

Die tschechischen Behörden untersagten öffentliche Darstellungen deutscher Kultur. Mütze und Couleurband konnten nur insgeheim und in geschlossenen Räumen getragen werden. Trotz dieser widrigen Umstände erstarkte der Markomannen-Chor und erlebte seine größte Blütezeit unter Leitung von Professor Karl Frotzler, nachdem Professor Wickenhauser nach Wien berufen war. In dieser Zeit unternahm man Sängerfahrten in die Sprachgrenzorte Süd- und Nordmährens, die vor allem den Sinn hatten, das deutsche Volkstum zu bewahren und den dort lebenden Deutschen den nötigen Rückhalt zu geben.

In Folge des Münchner Abkommens und der Besetzung durch die Nationalsozialisten wurde im Sommer 1938, wie schon 1935 in Deutschland, auch hier die „freiwillige“ Auflösung sämtlicher Korporationen erzwungen.

Der zweite Weltkrieg und die daran anschließende Vertreibung der deutschen Bevölkerung zerriss auch alle Bindungen zwischen den Bundesbrüdern. Nach der Vertreibung durchsuchten einige Bundesbrüder die Flüchtlingskarteien und sammelten Anschriften von Markomannen. Nach und nach konnte ein Teil der Kontakte wieder hergestellt werden und ab dem Jahr 1947 fanden wieder Markomannen-Treffen in München statt.

Neubeginn in Karlsruhe

Der Initiative von anderen vertriebenen Sängerschaftern ist es zu verdanken, dass am 20.7.1951 die Markomannen in Karlsruhe wieder gegründet wurden. Es fanden sich einige Studenten zum gemeinsamen Chorgesang an der Technischen Hochschule zusammen. Da in Karlsruhe auch vor 1935 keine Sängerschaft existiert hatte, nutzte man die Gunst der Stunde. Die Altherrenschaft der Sängerschaft Markomannen erklärte sich bereit, diese „Aktivengruppe“ zu fördern und als ihre Aktivitas anzuerkennen.

Nachdem die ersten Chorproben unter Roland Penz in einem Nebenzimmer der Mensa der Technischen Universität stattfanden, konnte die erste eigene Bude, ein Nebenzimmer im Gasthaus „Georg Friedrich“ in der Gerwigstraße angemietet werden.

Zweieinhalb Jahre später, im Sommersemester 1956, fand der erste Umzug statt. Domizil war nun ein Raum über einer Garage im Areal des Hauses von Corps Saxonia in der Mathystraße, direkt neben einer Brauerei. Da diese Bude keine dauerhaft Lösung sein konnte, wurde weiter gesucht.

Nach weiteren drei Jahren wurde eine geeignete Unterkunft gefunden: eine Wohnung über einer Kneipe in der Akademiestraße mit einigen Studentenbuden für Aktive. Der Ablauf des Mietvertrages im Mai 1964 erforderte erneutes Suchen nach einer Bleibe.

Schließlich mietete man ein Haus in der Guntherstraße. Nach einigen Umbaumaßnahmen konnte mit dem Stiftungsfest die Einweihung dieses Verbindungshauses gefeiert werden. Ab 1971 übernahm Kurt Gogg die Chorleitung, ein Verbandsbruder der Sängerschaft Gothia Graz. Mehr als zehn Jahre führte er den Chor zu einer neuen Blütezeit. Als Dank wurde er zum Ehrenchormeister ernannt.

Ein eigenes Verbindungshaus

Steigende Mietforderungen ließen den Plan nach einem eigenen Haus reifen.
1975/76 war es soweit: Die 1911 in der Beiertheimer Allee erbaute Villa des vormaligen Besitzers der Geigerschen Maschinenfabrik, die in den Jahren zuvor als Altersheim der Mormonen gedient hatte, stand zum Verkauf. Nach einer kompletten Renovierung konnte am 1. April 1976 das Haus von uns bezogen werden.

Die erste große Veranstaltung fand 1984 mit dem Sängerschaftertag statt. Das neue Haus bestand auch seine Bewährungsprobe in der DS. Das bisher größte Fest konnten wir 1990 mit unserem 100-jährigen Bestehen feiern. Das Haus stand im Mittelpunkt der Festlichkeiten, der Festkommers mit Landesvater fand im geschichtsträchtigen Hambacher Schloss statt.

Einige Bundesbrüder hatten sich damals in der Sängerschaft in besonderem Maße engagiert. Als langjähriger AHX machte sich Heiner Kleinfeld um das Wohl des Bundes und die Kommunikation zwischen den Generationen sehr verdient. Nach seinem plötzlichen Tod wurde er 1992 posthum zum Ehrensprecher ernannt. Besondere Verdienste seit der Brünner Zeit erwarb sich Bbr. Willi Kamradek, der 1995 zum Ehrensprecher ernannt wurde.

Fast 100 Jahren nagt der Zahn der Zeit an der Substanz des Hauses. Immer wieder wurden größere Reparaturen notwendig. So wurde 1991 das Dach neu gedeckt, in den folgenden Jahren wurden die Fenster nach und nach renoviert, 1996 bekam das Haus einen neuen Fassadenanstrich und das Erdgeschoss wurde komplett renoviert. 2007 wurden dann die Sandsteinteile des Hauses fachmännisch restauriert.